Dänemarks ältester Badeort

Foto: VisitNordsjælland

Die meisten Küstentouristen kommen an die Dänische Riviera. Und diese Bewegung begann schon vor gut anderthalb Jahrhunderten. Als die Elite der Kulturschaffenden begann, sich zur Erholung aufs Land zu begeben, war das der Startschuss für den Küstentourismus in Dänemark.

Die Dänische Riviera ist daher nicht einfach nur eine clevere Bezeichnung für einen schönen Küstenabschnitt. Es ist auch kein moderner Versuch, Werbung für die Nordküste Seelands zu machen. Vielmehr spiegelt der Begriff die Geschichte des klassischen Badeurlaubs wider, den es seit knapp 100 Jahren gibt. Denn schon 1923 entstand die erste Tourismus-Broschüre über „Die Dänische Riviera“.

Die geringe Entfernung zur Hauptstadt lockte die Kopenhagener aufs Land, und das schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Denn der Küstenabschnitt von Nordseeland hieß schon im Jahr 1847 die ersten Touristen willkommen.

Skønne hvide strande med hvidt sand, finder man mange steder langs nordkysten. Foto:Tine Uffelmann

Bekannte Künstler verbreiteten die Botschaft

Die ersten, die es im Urlaub aus der Stadt hinaus aufs Land zog, waren als die Kulturelite der Hauptstadt bekannt. Die Schauspielerin Johanne Louise Heiberg und ihr Mann, der Dramatiker Johan Ludvig Heiberg, waren von Freunden nach Sølyst mitgenommen worden, entschieden sich aber, das Abenteuer „im entzückenden Hellebæk“ zu suchen. Hier konnten sie „in Ruhe die Einsamkeit des Waldes und das Glück, ungestört in Gesellschaft des anderen sein zu können“, genießen, wie Frau Heiberg in ihren Memoiren schrieb.

Und dank ihres prominenten Umfelds, zu dem u.a. H.C. Andersen und diverse Dichter und Maler des Goldenen Zeitalters gehörten, war ihr sechswöchiger Aufenthalt unschätzbar werbewirksam für die Nordküste. Das Meer, die faszinierende Weite und die grünen Wälder standen hoch im Kurs. Die prominentesten Kopenhagener orientierten sich nach Norden, was dazu führte, dass viele der bescheidenen Fischerorte sich in mondäne Badeorte verwandelten.

The Danish Riviera Rågeleje
© VisitNordsjællandFoto: Sarah Green
© VisitNordsjællandFoto: Heino Eisner

Dänemarks erstes Sommerhaus liegt in Hornbæk

In den 1880er-Jahren wurde Dänemarks erstes Grundstück für Sommerhäuser bei Hornbæk parzelliert. Damals waren Ferienhäuser der Bourgeoisie vorbehalten. Heute stehen hier einige der ältesten, exklusivsten Sommerhäuser des Landes.

Hornbæk wurde schnell als mondäne „Hauptstadt“ des Sommers auf dem Land bekannt. Hier erzählt man sich immer noch, P.S. Krøyer und seine Kunstfreunde seien Hornbæks erste Touristen gewesen, auch wenn H. Drachmann sozusagen bereits die Stube eingeheizt hatte, als sie gerade erst das Gasthaus in Hornbæk erreichten.

Das Meer und dieses besondere Licht zogen Künstler an und führten dazu, dass sich eine Künstlerkolonie gründete, die später—man hatte sich inzwischen weiter in Richtung Norden orientiert—als „Skagen-Maler“ bekannt wurde.

Foto:Helenekilde Badehotel

Original-Badehotels immer noch gefragt

Nicht nur Krøyer und Drachmann waren eng mit der Dänischen Riviera verbunden. Auch Kierkegaards Wege führten ihn häufig an die Küste Nordseelands. Es heißt sogar, er sei der erste Tourist Gillelejes gewesen. Schon 1835 kam er das erste Mal dort vorbei und war sehr angetan von dem „einsameren“ Teil von Gilleleje und Gilbjerg Hoved, wo heute ein ihm zu Ehren errichteter Gedenkstein steht. Aber erst, nachdem die Kulturelite der vielen Sommergäste in Hornbæk überdrüssig war, wichen die „Kopenhagener“ nach Gilleleje aus. Ab 1896 konnte man einen Aufenthalt im Gilleleje Badehotel buchen, einem der wenigen Original-Badehotels, die heute noch betrieben werden.

Tisvildeleje Strand
Foto: Daniel Overbeck
Tisvildeleje Strand
Foto: Daniel Overbeck

Wieder bewegten sich die Touristen noch etwas weiter nach Westen, und Mitte der 1880er-Jahre wurde in Tisvilde die erste Badepension eröffnet, das Tisvilde Badehotel. Gasthöfe und Badepensionen schossen wie Pilze aus dem Boden. 1904 kam noch das Helenekilde Hotel & Badepension hinzu. Ursprünglich als privates Wohngebäude gebaut, dann als Pension betrieben und heute unter der Leitung von Alexander Kølpin besser bekannt als Helenekilde Badehotel.

Erst mit dem Bau der Gribskov-Bahn 20 Jahre später boomte der Bau von Sommerhäusern so richtig. Immer mehr Küstendörfer entwickelten sich zu Ferienorten, während Künstler und Schriftsteller weiter nach Westen zogen und so nach und nach auch Hornbæk, Gilleleje und Tisvildeleje einnahmen.

Die Dänische Riviera ist also keine neue Idee. Es ist ein Erholungsgebiet in Reinform, dessen Strände, die Weite und das kulturelle Hinterland Künstler, Schriftsteller und große Denker angezogen haben, die seit gut 200 Jahren Inspiration in der Natur finden. Und auch heute machen der kulturelle Hintergrund und die großartige Kultur die Dänische Riviera besonders attraktiv für Touristen.

 

Quelle: „Ferien am Meer ‒ welch‘ Luxus“ von Jørgen Hansen, Tex Tour 2013